Katharinasittiche

Die aus Mittel- und Südamerika stammenden Katharinasittiche (Bolborhynchus lineola), werden schon seit über 100 Jahre regelmäßig in Deutschland gehalten und in der Zwischenzeit auch in unterschiedlichen Farbschlägen gezüchtet.

Ihr Bekanntheitsgrad hat aber erst in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Katharinasittiche sind in vielen Dingen die „etwas anderen Papageien“, denn im Gegensatz zu ihren Verwandten sind die neugierigen Katharinasittiche eher ruhig und gemächlich.

Geschlechtsunterschiede

Bei Farbzuchten und den etwas blasser gefärbten Jungtieren unter Umständen schwierig zu erkennen. Die Männchen sind i.d.R. etwas dunkler, v. a. die beiden mittleren Schwanzfedern weisen einen deutlichen Schwarzanteil auf. Eindeutige Ergebnisse, auch bei Jungtieren, liefert ein DNA-Test.

Verhalten

Katharinasittiche leben paarweise in kleinen Schwärmen von bis zu 20 Tieren und sind sehr sozial. Die Partner verbringen viel Zeit miteinander, kraulen sich gegenseitig und suchen häufig direkten Körperkontakt. Sie müssen daher mindestens paarweise, besser in kleinen Gruppen (empfohlen werden mindestens 3 Paare) gehalten werden. Allerdings können Gruppen insbesondere morgens und abends etwas lauter sein.

Beim Tod eines Tieres muss das verbliebene Tier wieder vergesellschaftet werden; dies geschieht anfänglich am besten mit Hilfe eines zweiten Käfigs, damit sich die Tiere langsam aneinander gewöhnen können.

Katharinasittiche sind tagaktiv; empfohlen wird eine Nachtruhe von mindestens 10 Stunden (ggf. abdunkeln).

Verhaltensgerechte Unterbringung

Auch wenn die Tiere im Gegensatz zu vielen anderen Sitticharten eher ruhig sind, benötigen sie viel Platz. Ein Vogelzimmer mit einem Schlafkäfig ist daher die ideale Wahl. Alternativ wäre die Haltung in einer großen Zimmervoliere (z. B. 200 x 100 x 200 cm) mit zusätzlich täglich mehreren Stunden Freiflug möglich. In beiden Fällen kann eine Gruppe von bis zu 6 Tieren gehalten werden.

Für die Haltung eines Paares ist ein Vogelheim/Käfig mit einer Mindestgröße von 120 x 60 x 100 cm (Länge x Breite x Höhe) und zusätzlich täglich mehrere Stunden Freiflug erforderlich. Eine reine Käfighaltung ohne täglichen Freiflug wird dem Bewegungsbedürfnis der Tiere nicht gerecht und ist als tierschutzwidrig einzuschätzen.

Die Voliere sollte an einer ruhigen, hellen Stelle ohne direkte Sonnenstrahlung stehen. Käfige müssen in einer Höhe von mindestens 0,80 m aufgestellt werden. Der ideale Temperaturbereich liegt bei 18 bis 25 °C. Die relative Luftfeuchtigkeit sollte mindestens 60 % betragen. Plötzliche Temperaturschwankungen und Zugluft sind zu vermeiden! Katharinasittiche können auch problemlos ganzjährig in Freivolieren mit einem Schutzhaus (Grundfläche mind. 0,5 m²; Mindesttemperatur 5 °C) und ausreichend Schattenplätze gehalten werden.

Katharinasittiche klettern gerne. Für die Einrichtung eignen sich Sitzstangen, Leitern, Seile, Schaukeln u. ä. Die Sitzstangen – optimal sind Naturäste mit unterschiedlichen Durchmessern – sollten etwas federn, damit Gelenke und Füße der Tiere geschont werden.

Die Sitzmöglichkeiten sollten so angeordnet sein, dass eine Verschmutzung durch herabfallenden Kot vermieden wird. Katharinasittichen brauchen geeignete (höher angebrachte) Schlafmöglichkeiten, z. B. offene Schlafkästen (ohne Boden), Äste oder Brettchen. Bei der Einrichtung ist stets darauf zu achten, dass noch ausreichend freier Raum zum Fliegen vorhanden ist. Eine Bademöglichkeit (Schale oder Badehäuschen) wird ebenfalls gerne genutzt.

Katharinasittiche benötigen täglich neue Beschäftigungsmöglichkeiten! Aufgrund des starken Nagetriebes der Tiere sind Äste von Laubbäumen (z. B. Hasel, Weide, Birke) besonders gut geeignet, ebenso wie Gräser, unbehandeltes Holzspielzeug, Pappschachteln, Bälle etc. Die Tiere reagieren auch sehr positiv auf Clickertraining.

Als Bodengrund eignen sich Hanfeinstreu oder andere saugfähige Materialien. Neuere wissenschaftliche Untersuchungen empfehlen bei Zimmerhaltung eine gezielte Beleuchtung mit UV-Anteilen. Falls Leuchtstoffröhren zum Einsatz kommen, müssen diese flackerfrei sein (elektronische Vorschaltgeräte). Vögel neigen im Dunkeln zu Panikreaktionen und können sich dabei schwer verletzen; ein schwaches Orientierungslicht (Mondlicht) im Raum kann dies verhindern.

Achtung: Spiegel, Plastikvögel und leicht verschluckbare Kleinteile sind als Spielzeug ungeeignet! Sandpapiermatten oder -überzüge, Rundkäfige, Käfige mit weißen Gittern sowie (schlecht) verzinkte oder mit Kunststoff überzogene Gitter sind ebenfalls tierschutzwidrig.

Ernährung

Katharinasittiche sind sehr gefräßig; daher muss auf eine ausgewogene Ernährung geachtet werden, um Gesundheitsschäden zu vermeiden. Frischfutter (Obst, Gemüse, Kräuter) und Körnerfutter sollten jeweils 50 % der täglichen Futtermenge ausmachen. Als Körnerfutter eignen sich pro Tier ein bis zwei leicht gehäufte Eßlöffel einer Großsittichmischung mit nur wenigen oder ganz ohne fetthaltige Sämereien (wie Sonnenblumenkerne, Hanf) pro Tag. Bei der Verfütterung der beliebten Kolbenhirse muss ebenfalls auf die Futtermenge geachtet werden. Als Alternative kann auch Pelletfutter angeboten werden, wenn die Tiere daran gewöhnt wurden. Werden mehrere Tiere gehalten ist es sinnvoll das Futter auf mehrere Näpfe zu verteilen.

Als Frischfutter eignen sich verschiedene Obst- und Gemüsesorten (u. a. Äpfel, Karotten, Fenchel, Paprika, Chicoree; Vorsicht: Avocado ist für die Tiere giftig!); auch diverse Wildkräuter werden gerne gefressen (u.a. Löwenzahn, Hirtentäschelkraut, Küchenkräuter). Frische Äste von Laubbäumen (z. B. Hasel, Weide, Birke) bieten Abwechslung und Knabbermöglichkeiten. Gerne angenommen wird auch Keim- und Kochfutter in kleinen Mengen (Vorsicht: Regt die Tiere u. U. zur Brut an und verdirbt schnell; Hygiene beachten!).

Zur Verdauung und für gesunde Knochen wird Grit – beispielsweise als Mineralpickstein – benötigt. Während des jährlichen Gefiederwechsels (Mauser) benötigt der Vogel tierisches Eiweiß (z. B. etwas Ei- oder Weichfutter). Einmal pro Woche sollte ein geeignetes Vitaminpräparat gegeben werden.

Sauberes Wasser muss immer zur Verfügung stehen. Wasser- und Futtergefäße sowie Badegelegenheiten sind so anzubringen, dass sie von den Vögeln nicht verschmutzt werden.

Zur Eingewöhnung junger Tiere empfiehlt es sich, das Futter und Wasser auf dem Boden anzubieten. 

Pflege

Futter- und Trinkwassergefäße sowie Bademöglichkeiten müssen täglich gründlich gereinigt werden. Mindestens einmal in der Woche müssen das Vogelheim und die Einrichtung gründlich gereinigt und ggf. desinfiziert sowie der Bodengrund komplett erneuert werden.

Der Gesundheitszustand der Tiere muss täglich kontrolliert werden. Vögel zeigen ihr Unwohlsein erst spät, deshalb ist sofortiges Handeln unerlässlich! Kompetenter Ansprechpartner ist der vogelkundige Tierarzt. Häufige Krankheitsanzeichen sind Teilnahmslosigkeit, aufgeplustertes oder verschmutztes Gefieder, Gefiederlücken und veränderter Kot. Bei Bedarf sind zu lange Krallen oder der Schnabel zu kürzen. Auch hier sollte der Tierarzt um Rat gefragt werden. 

Eingewöhnung und Umgang

In den ersten Tagen in ihrem neuen Heim benötigen die Vögel viel Ruhe, um sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. Besonders in der Eingewöhnungsphase sollten schnelle Bewegungen in der Nähe der Tiere vermieden werden. Auch leises, ruhiges Ansprechen hilft bei der Eingewöhnung. Sind die Tiere nicht mehr ängstlich, kann versucht werden, ihnen mit der Hand Leckerbissen wie Hirsekolben anzubieten. Katharinasittiche können bei richtigem Umgang – auch bei paarweiser oder Gruppenhaltung – sehr zahm werden.

Katharinasittiche „erstarren“ zwar in Schrecksituationen zuerst, können auf ungewohnte Reize aber auch sehr hektisch reagieren. Grundsätzlich suchen sie bei Beunruhigung gerne erhöhte Sitzplätze auf. Entsprechend hohe Volieren oder eine erhöhte Aufstellung des Käfigs/Vogelheimes helfen Stress zu reduzieren.

Eingewöhnten Tieren kann Freiflug angeboten werden. Alle potenziellen Gefahrenquellen beim Freiflug, wie bspw. offene Fenster, Fensterscheiben ohne Aufkleber, Zimmerpflanzen oder andere Haustiere, müssen dabei berücksichtigt werden. Um die Rückkehr in den/die Käfig/Voliere zu erleichtern, sollte nur im Käfig/Voliere gefüttert werden. Evtl. können die Tiere mit Leckerbissen (z. B. Hirse) in den Käfig gelockt werden.

Das Fangen stellt für Vögel immer eine Extremsituation dar; daher werden die Tiere am besten kontinuierlich mit Leckerbissen an einen Transportkäfig gewöhnt. Im Ernstfall können sie mit einem feinmaschigen Fangkescher eingefangen und anschließend vorsichtig umfasst werden.

Katharinasittiche eignen sich für Kinder frühestens ab 12 Jahren (unter Aufsicht der Eltern).

Besonderheiten

Katharinasittiche unterliegen in Deutschland dem Artenschutzrecht (Anhang B). Die Vögel sind zwar nicht meldepflichtig; ein Herkunftsnachweis wird jedoch benötigt.

Katharinasittiche sind Höhlenbrüter. Nistkästen sollten aber nur angeboten werden, wenn konkrete Zuchtabsichten bestehen und Abnehmer für die Jungtiere vorhanden sind.

Gelegentlich werden auf den Menschen geprägte, „superzahme“ Einzeltiere zum Verkauf angeboten; diese Form der kommerziellen Handaufzucht und die daraus folgende Einzelhaltung sind aus Tierschutzgründen abzulehnen.