Stachelschwanzwaran

Warane gehören aufgrund ihres Aussehens und v. a. wegen ihres Verhaltens zu den faszinierendsten Reptilien. Jedoch sind die meisten Arten aufgrund ihrer Endgröße nicht für die Terraristik geeignet bzw. können nur von erfahrenen Terrarianern unter hohem Aufwand artgerecht gehalten werden.

Zu den bekanntesten kleinbleibenden Waranarten zählt der Stachelschwanzwaran (Varanus acanthurus). Die agilen Tiere sind in Australien weit verbreitet und bevorzugen trockene und felsige Lebensräume. Der Stachelschwanzwaran unterliegt wie alle Warane dem Artenschutzrecht. Er ist meldepflichtig und es wird ein Herkunftsnachweis benötigt. Bei allen im Handel angebotenen Tieren handelt es sich um Nachzuchten.

Geschlechtsunterschiede

Häufig schwierig zu bestimmen; geschlechtsreife Männchen können eine verdickte Schwanzbasis oder vergrößerte Postanalschuppen besitzen. Eine sichere Geschlechtsbestimmung kann der Tierarzt durch Sondierung bzw. bevorzugt Röntgen oder Ultraschall vornehmen.

Verhalten

Die Tiere können je nach Verträglichkeit einzeln, paarweise oder in kleinen Harems (ein Männchen mit 2 - 3 Weibchen) gehalten werden. Bei einer Haltung in Paaren oder Harems ist auf ausreichend große, gut strukturierte Terrarien zu achten, damit sich die Weibchen bei Bedarf zurückziehen können. Zudem sollten die Tiere in etwa die gleiche Größe besitzen. Männliche Tiere sind untereinander unverträglich.

Warane können ohne erkennbare Vorwarnung sehr aggressiv gegenüber Artgenossen reagieren. Daher müssen bei der Haltung von Paaren und Harems immer Möglichkeiten zur permanenten Trennung der Tiere vorhanden sein (z. B. Abtrennmöglichkeiten oder Ersatzterrarien). Für Einsteiger in die Waranhaltung wird deshalb eine Einzelhaltung empfohlen.

Warane sind tagaktiv, graben und klettern viel und sind sehr bewegungsfreudig. Durch spezielle Anpassungen von Herz und Lunge zeigen Warane im Terrarium eine deutlich höhere Aktivität als die meisten anderen Reptilien. Warane reagieren besonders positiv auf Beschäftigungsmaterialien wie z. B. farbige Bälle, neue, fremde Gerüche oder verstecktes Futter.

Verhaltensgerechte Unterbringung

Aufgrund der hohen Aktivität und des interessanten Verhaltens benötigen auch kleinbleibende Waranarten möglichst große Terrarien. Für bis zu zwei Exemplare des Stachelschwanzwarans wird daher ein Terrarium von mindestens 150 x 100 x 70 cm empfohlen, besser deutlich größer.

Als wechselwarme Tiere benötigen Warane ein Temperaturgefälle im Terrarium, das es ihnen ermöglicht, ihre optimale Körpertemperatur zu erreichen. Idealerweise werden hierfür die natürlichen Bedingungen mit hellen Sonnenplätzen und kühleren Schattenzonen im Terrarium imitiert. Zu diesem Zweck wird auf einer Seite des Terrariums ein leistungsstarker Wärmestrahler mit UV-Bestandteilen installiert, der lokal begrenzt eine starke Erwärmung auf 45 - 50°C gewährleistet. Die übrigen Bereiche sollten eine Temperatur von 25 - 30 °C aufweisen. In der Nacht kann die Temperatur im Terrarium auf 20 - 23 °C sinken. Die Grundtemperatur kann über die Raumtemperatur oder mit Heizmatten erzeugt werden. Heizmatten sollten immer außerhalb des Terrariums installiert werden und maximal ein Drittel der Bodenfläche erwärmen; mithilfe eines Thermocontrollers kann die gewünschte Temperatur eingestellt werden.

Die Luftfeuchtigkeit sollte bei 30 - 40 % liegen und kann nachts auf bis zu 60 % ansteigen. Sie kann durch Besprühen des Terrariums mit lauwarmem Wasser oder den Einsatz einer Beregnungsanlage erzielt werden. Zur Messung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind präzise Thermo- und Hygrometer erforderlich.

Die Beleuchtungsdauer sollte 10 - 14 Stunden betragen. Warane benötigen viel UV-Licht. Da die Leuchtmittel mit der Zeit immer weniger UV-Strahlung abgeben (s. Herstellerhinweise), müssen diese regelmäßig ausgetauscht werden. Die Beleuchtung muss unerreichbar für die Warane angebracht sein (Achtung: Normales Glas ist UV-B-undurchlässig!) oder die Tiere durch einen engmaschigen Gitterkorb vor Verbrennungen geschützt werden.

Stachelschwanzwarane sind überwiegend bodenlebend. Als Einrichtung haben sich stabile Felsaufbauten (auch Imitate) und Wurzeln bewährt. Durch Rück- und Seitenwände aus Kork oder Kunstfelsen kann die nutzbare Oberfläche im Terrarium stark vergrößert werden. Jegliche Einrichtung muss sicher im Terrarium installiert sein, damit sich die Tiere beispielsweise durch Untergraben nicht verletzen können. Des Weiteren gehören mehrere Versteckmöglichkeiten (Korkröhren, Höhlen) und eine flache Wasserschale, in dem die Tiere auch baden können, zur Grundausstattung. Als Bodengrund eignet sich ein staubfreies Sand-/Lehmgemisch, das an mindestens einer Stelle des Terrariums 20 cm hoch sein sollte, damit die Tiere wie in der Natur Gänge graben können.

Wichtig: In einem kleinen Bereich des Terrariums sollte der Bodengrund immer leicht feucht sein. Auch der Einsatz einer mit Moos gefüllten „Wetbox“ kann sinnvoll sein.

Ernährung

Stachelschwanzwarane ernähren sich in der Natur überwiegend von Insekten und anderen Wirbellosen. Als Futter eignen sich lebende Insekten (Heuschrecken, Schaben, Grillen, Heimchen etc.), welche mit einem Mineralstoffpräparat bestäubt werden, um Mangelerscheinungen vorzubeugen. Gelegentliche Gaben von Eiern, Fisch oder Babymäusen ergänzen den Speiseplan, dürfen aber nur selten (maximal 1 - 2 im Monat) angeboten werden, da die Tiere zur Verfettung neigen. Auch Mehlwürmer, Zophobas oder Wachsmotten dürfen wegen des hohen Fettgehaltes nur sparsam verfüttert werden. Manche Tiere nehmen gern kleinere Mengen Obst zu sich. Frisches Wasser muss ständig zur Verfügung stehen.

Achtung: Erwachsene Warane neigen gelegentlich zur Verfettung; eine Fütterung 1 - 2 in der Woche ist daher ausreichend. 

Pflege

Futterreste, Häutungen und Kot müssen täglich entfernt werden. Wasserschüsseln sollten ebenfalls täglich gereinigt und mit frischem Wasser gefüllt werden.

Der Gesundheitszustand der Tiere muss täglich kontrolliert werden. Häufig bei Waranen auftretende Gesundheitsprobleme sind Hautmilben, Knochenerweichung und Verletzungen im Maulbereich. Bei Auffälligkeiten muss ein reptilienkundiger Tierarzt hinzugezogen werden. Einmal jährliche Kotuntersuchungen auf Endoparasiten sind empfehlenswert.

Zur Darmflora von Waranen gehören häufig auch Salmonellen, welche für die Tiere harmlos sind, aber beim Menschen zu Erkrankungen führen können. Durch einfache Hygienemaßnahmen (gründliches Händewaschen u. ä.) kann eine Ansteckung zuverlässig vermieden werden.

Eingewöhnung und Umgang

Reptilen sind reine Beobachtungs- und KEINE Streicheltiere! In den ersten Tagen in ihrem neuen Heim benötigen die Tiere entsprechend Ruhe, um sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen.

Die Tiere sollten nur bei Bedarf gefangen werden. Dies geschieht bei Jungtieren am einfachsten mit einem Gefäß oder Kescher. Größere Tiere können mit der bloßen Hand hinter dem Kopf ergriffen werden. Dabei müssen Körper und Schwanz entsprechend gesichert werden. Grundsätzlich dürfen Echsen niemals am Schwanz gehalten oder fixiert werden. Manche Exemplare können sehr bissig sein und dem Halter empfindliche Wunden zufügen.

Besonderheiten

Stachelschwanzwarane führen in der Natur eine Winterruhe durch, während der die Tiere träge sind und i. d. R. kein Futter aufnehmen. Zur gezielten Überwinterung kann die Beleuchtungsdauer im Herbst stufenweise bis zum Ausschalten reduziert und die Temperatur somit auf 18 - 20 °C gesenkt werden. Nach 1 - 2 Monaten eigentlicher Winterruhe wird die Beleuchtung wiederum stufenweise verlängert. Vor Beginn der Winterruhe sollte der Gesundheitszustand der Tiere mittels einer tierärztlichen Kotuntersuchung kontrolliert werden.

Die Gattung der Warane enthält die größten heute lebenden Echsen, aber auch eine Reihe vergleichsweise kleiner Arten, die im Zoofachhandel angeboten werden. Zu letzteren gehören neben dem Stachelschwanzwaran auch der Trauerwaran (Varanus tristis) und der Kings Waran (V. kingorum).