Zuchtformen Lebendgebärender Zahnkarpfen

Die Gruppe der Lebendgebärenden Zahnkarpfen (Poeciliinae) umfasst mehr als 200 Arten, die – wie der Name besagt – alle vollständig entwickelte Junge zur Welt bringen. Ursprüngliche aus Mittel- und Südamerika stammend, sind einige Arten heute in fast allen wärmeren Regionen der Welt zu finden, wo sie gezielt zur Bekämpfung von Moskitolarven ausgesetzt wurden.

Zu den beliebtesten Lebendgebärenden Zahnkarpfen zählen Guppy (Poecilia reticulata), Platies (Xiphophorus maculatus, X. variatus), Schwertträger (X. helleri), Mollies (Poecilia sphenops, P. latipinna) sowie Segelkärpfling (P. velifera). Alle diese Arten sind in vielfältigen Farb- und Flossenformen, z. T. auch als Kreuzungen, im Zoofachhandel anzutreffen.

Geschlechtsunterschiede

Geschlechtsreife Männchen der Lebendgebärenden Zahnkarpfen besitzen eine zum Begattungsorgan umgewandelte, spitz ausgezogene Afterflosse (Gonopodium). Bei Weibchen ist diese normal, fast dreieckig ausgebildet. Erwachsene Weibchen besitzen einen dunklen Trächtigkeitsfleck am Bauch.

Verhalten

Lebendgebärende Zahnkarpfen sollten im Harem mit deutlichem Weibchenüberschuss gepflegt werden. Mit Ausnahme der Schwertträger sind auch eingeschlechtliche Gruppen der (meist bunteren) Männchen oder reine Weibchengruppen problemlos möglich. Achtung: Einmal befruchtete Weibchen können auch ohne Anwesenheit eines Männchens mehrere Würfe zur Welt bringen (Vorratsbefruchtung).

Lebendgebärende Zahnkarpfen sind tagaktiv; die Beleuchtungsdauer sollte zwischen 8 und maximal 10 Stunden liegen.

Verhaltensgerechte Unterbringung

Guppies und Platies lassen sich bereits in Becken ab 60 cm Kantenlänge pflegen. Für die schwimmfreudigen Schwertträger und Mollies sollte das Aquarium mindestens 80, für Segelkärpflinge mindestens 100 cm Kantenlänge besitzen. Es sollte ausreichend freien Schwimmraum, aber auch Versteckmöglichkeiten für trächtige Weibchen, rangniedrige Männchen und ggf. Jungfische bieten. Eine stellenweise dichte Bepflanzung in Kombination mit einer Schwimmpflanzendecke an einem Teil der Wasseroberfläche erfüllt diesen Zweck. Als Bodengrund eignet sich Aquariensand oder feiner Aquarienkies.

Eine Vergesellschaftung mit anderen, friedlichen, hartwasserliebenden Arten ist meist unproblematisch. Allerdings dürfen keine flossenzupfenden Arten (z. B. Sumatrabarbe, Kugelfische) im selben Aquarium mit langflossigen Lebendgebärenden gepflegt werden.

Wasserwerte: Temperatur meist 22 - 26 °C. pH-Wert 7,0 - 8,5. Gesamthärte bis 30 °dGH. Segelkärpflinge benötigen sauerstoffreiches Wasser, zudem kann ein geringer Salzzusatz (ca. 1 - 2 g jodfreies Salz auf 10 l) das Wohlbefinden der Tiere fördern.

Ernährung

Die meisten Lebendgebärenden sind Allesfresser, die sich bereits mit Futterflocken und -tabletten gesund erhalten und züchten lassen. Frost- und Lebendfuttergaben erhöhen noch die Lebhaftigkeit. Mollies ernähren sich in der Natur hauptsächlich von Algen und sollten auch im Aquarium vermehrt pflanzliche Nahrung (Spirulina, Grünfuttertabletten) erhalten.

Pflege

Für den Betrieb eines Aquariums ist immer ein ausreichend dimensionierter Filter erforderlich. Der Filter sollte regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf gereinigt werden. Ein regelmäßiger, wöchentlicher Teilwasserwechsel von (mind.) 25 % entfernt Schadstoffe und erhöht das Wohlbefinden der Fische. Regelmäßiges Abmulmen des Bodengrundes trägt ebenfalls zur Reduzierung der Wasserbelastung bei. Für den Wasserwechsel muss temperiertes Wasser verwendet werden; auch der Einsatz von schleimhautschützenden Mitteln kann sinnvoll sein.

Die für das Wohlbefinden der Fische wichtigsten Wasserparameter – wie Temperatur, pH-Wert, Ammonium/Ammoniak, Nitrit, Nitrat, Gesamt- und Karbonathärte – sollten regelmäßig selbst zu Hause, im Zoofachhandel oder durch einen fischkundigen Tierarzt kontrolliert werden.

Der Gesundheitszustand der Tiere muss täglich, beispielsweise bei der Fütterung, kontrolliert werden. Häufige Krankheitsanzeichen sind Flossenschäden, Hautveränderungen (Pünktchen, Beläge, rote Flecken) sowie hektische und unkoordinierte Bewegungen. Bei Auffälligkeiten muss ein fischkundiger Tierarzt hinzugezogen werden.

Eingewöhnung und Umgang

Zuhause angekommen, sollte zunächst die Beleuchtung im Aquarium ausgeschaltet werden. Dann kann der Transportbeutel zur Temperaturangleichung ca. 10 Minuten auf die Wasseroberfläche gelegt werden. Anschließend wird er geöffnet und innerhalb von 5 - 10 Minuten nach und nach vorsichtig ungefähr so viel Aquarienwasser zugegeben, wie Transportwasser im Beutel ist. Danach können die Fische behutsam eingesetzt werden (idealerweise ohne Transportwasser).

Sind bereits revierbildende Fische im Aquarium, so können diese durch eine Fütterung von den Neuankömmlingen abgelenkt werden. Zur schonenden Eingewöhnung sollte auch das Licht bis zum nächsten Morgen ausgeschaltet bleiben.

Besonderheiten

Es gibt unter der Vielfalt an Zuchtformen stark selektierte Hochzuchten, die sehr hohe Ansprüche an die Wasserqualität stellen. Einige Zuchtformen sind aufgrund der starken Veränderungen aus Tierschutzgesichtspunkten bedenklich (u. a. Lyratailschwertträger) oder müssen sogar als Qualzucht bewertet werden (z. B. Ballonmolly).

Achtung: Viele Zuchtformen Lebendgebärender Zahnkarpfen vermehren sich im Aquarium rasant.