Rennmäuse

Die Unterfamilie der Rennmäuse (Gerbillinae) umfasst mehr als 100 verschiedene Arten. Die meisten haben sich hervorragend an trockene und karge Lebensräume, wie Wüsten, Halbwüsten, Steppen, Berghänge und Savannen angepasst. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Afrika über den Mittleren Osten und Zentral-Asien bis in die Mongolei. Die meisten Rennmäuse besitzen behaarte Schwänze und Fußsohlen sowie etwas verlängerte Hinterbeine und können so einfach von anderen Mäusegruppen unterschieden werden.

Neben der bekannten Mongolischen Rennmaus (Meriones unguiculatus), die in einem eigenen Steckbrief behandelt wird, werden noch einige weitere Arten der Rennmäuse regelmäßig gehalten, beispielsweise die aus Nordafrika stammende Fettschwanzrennmaus (Pachyuromys duprasi), die Blasse Rennmaus (Gerbillus perpallidus), die Buschschwanzrennmaus (Sekeetamys calurus) sowie die Persische Rennmaus (Meriones persicus).

Geschlechtsunterschiede

Der Abstand zwischen Geschlechtsöffnung und After ist bei männlichen Rennmäusen deutlich größer als bei den Weibchen. Bei den meisten Arten sind die Hoden bei erwachsenen Tieren deutlich sichtbar.

Verhalten

Die genannten Arten zeigen zwar kurze Aktivitätsphasen rund um die Uhr, sind erfahrungsgemäß aber eher dämmerungs- und nachtaktiv.

Rennmäuse sind sehr gesellig und dürfen - mit Ausnahme der Fettschwanzrennmaus - niemals allein gehalten werden. Da in größeren gemischtgeschlechtlichen Gruppen häufig Unverträglichkeiten auftreten können, ist die Haltung eines Paares (mit kastriertem Männchen) oder von zwei oder mehr Tieren eines Geschlechts empfehlenswert (keine Männchengruppen bei Fettschwanzrennmäusen!).

Das Aneinandergewöhnen geschlechtsreifer Tiere gestaltet sich häufig schwierig; daher sollten Gruppen bereits als Jungtiere vergesellschaftet werden. Eine – selbst kurzzeitige – Trennung der Tiere sollte unterbleiben, da dies bei der erneuten Vergesellschaftung zu Problemen führen kann. Bei Fettschwanzrennmäusen gibt es auch in der Natur sehr unverträgliche Exemplare; daher kann bei dieser Art eine Einzelhaltung notwendig werden.

Verhaltensgerechte Unterbringung

Für zwei Rennmäuse der kleineren bis mittelgroßen Arten eignet sich ein Nagarium der Größe 100 x 50 x 50 cm (Länge x Breite x Höhe) oder ein entsprechend großes Aquarium mit einem zusätzlichen Gitteraufsatz von 30 cm Höhe. Bei Buschschwanzrennmäusen sollte die Gesamthöhe mindestens 1 m betragen. Für zwei Persische Rennmäuse wird eine Grundfläche von mindestens 0,75 m2 bei einer Höhe von über 1 m benötigt. Für jedes weitere erwachsene Tier muss die Grundfläche um 20% erhöht werden. Reine Gitterkäfige sind ungeeignet, da keine ausreichende Einstreuhöhe möglich ist.

Das Nagarium sollte an einer möglichst ruhigen Stelle ohne Zugluft und direkte Sonneneinstrahlung stehen. Eine erhöhte Aufstellung des Käfigs erleichtert die Beschäftigung mit den Mäusen und schützt sie vor anderen Haustieren. Die Temperatur sollte zwischen 18 bis 26 °C liegen. Zu niedrige oder zu hohe Temperaturen und erhöhte Luftfeuchtigkeit können den Tieren schaden.

Rennmäuse benötigen eine grabfähige Einstreu in Höhe von mindestens 20, besser 40 cm. Eine Mischung aus Kleintier- oder Hanfeinstreu mit Stroh, Heu, Ästen und Pappröhren ist hierfür gut geeignet. Rückzugsmöglichkeiten, z. B. Holzhäuschen, sowie weitere Beschäftigungs- und Nagematerialien in Form von Naturästen (keine Nadelhölzer), unbedrucktem Papier oder Karton erhöhen das Wohlbefinden. Heu und weicher Zellstoff werden gerne zum Nestbau angenommen. Bei spring- und kletterfreudigen Arten wie den Buschschwanzrennmäusen müssen auch entsprechende Klettermöglichkeiten (z. B. Ebenen, Kletteräste) angeboten werden.

Futter- und Wassergefäße können auf einer erhöhten Ebene standsicher angeboten werden. Plastikwasserflaschen müssen gegen Benagen geschützt werden. Eine hervorragende Beschäftigungsmöglichkeit für Rennmäuse ist Futter, das in mit Heu gefüllten Pappröhren o. Ä. versteckt ist. Ein Sandbad mit weichem Badesand muss für die Fellpflege zur Verfügung stehen. Es muss darauf geachtet werden, dass alle schweren Einrichtungsgegenstände untergrabsicher positioniert werden (beispielsweise Häuschen direkt auf der Bodenplatte). Ein im oberen Bereich angebrachtes tierschutzgerechtes Laufrad mit mind. 30 cm (für Persische Rennmäuse mind. 40 cm) Durchmesser oder ein Laufteller wird gerne genutzt.

Laufräder mit offener Sprossenlauffläche sowie zu kleine oder nicht achsseitig geschlossene Laufräder gelten als tierschutzwidrig.

Ernährung

Rennmäuse sind Gemischtköstler. Ihr Hauptfutter besteht aus kleinen, fettarmen Sämereien und tierischem Eiweiß in Form von Insekten, getrockneten Bachflohkrebsen, Katzentrockenfutter oder hartgekochtem Ei. Zuckerarmes Frischfutter (z. B. Gurke, Zucchini, Wiesenkräuter; KEIN Obst) sollte täglich in geringen Mengen angeboten werden. Das Frischfutter kann direkt auf die Einstreu gelegt oder in einem separaten Futternapf angeboten werden, sollte aber nicht zusammen mit dem Trockenfutter in einen Napf gelegt werden.

Über einen Mineralstein können die Rennmäuse selbständig ihren Mineralstoffbedarf decken. Sauberes Trinkwasser muss stets zur Verfügung stehen. Ölsaaten und Nüsse dürfen nur vereinzelt in sehr kleiner Menge gegeben werden. Zucker- und fetthaltige Leckerlis, wie Joghurtdrops, Nagergebäck und Ähnliches sind nicht zu empfehlen. Rennmäuse betreiben häufig ähnlich wie Hamster eine Vorratshaltung. Diese Stellen sind regelmäßig auf verdorbenes Futter zu kontrollieren.

Pflege

Futter- und Trinkwassergefäße sowie Kot- und Urinecken müssen täglich, das Gehege und die Einrichtung mindestens einmal wöchentlich gründlich gereinigt und ggf. desinfiziert werden. Da sich Rennmäuse stark über den Geruchssinn orientieren, sollte nur ein Teil der Einstreu gewechselt werden, z.B. wöchentlich eine Käfighälfte im Wechsel.

Der allgemeine Gesundheitszustand der Rennmäuse muss täglich, das Gewicht möglichst wöchentlich kontrolliert werden. Häufige Krankheitsanzeichen bei Rennmäusen sind Haut- und Fellveränderungen, Gewichtsverlust, Schnupfensymptome, Apathie sowie Durchfall. Bei Fettschwanzrennmäusen zeigt sich ein schlechter Ernährungs- und Gesundheitszustand meist früh am normalerweise verdickten, nackten Schwanz, der dann eingefallen wirkt. Bietet die Einrichtung nicht genügend Abwechslung, so neigen Rennmäuse zu Verhaltensstörungen (Stereotypien) wie beispielsweise stundenlanges Graben in einer Ecke oder Gitternagen. Bei Auffälligkeiten muss ein kleinsäugererfahrener Tierarzt hinzugezogen werden.

Eingewöhnung und Umgang

Die meisten Rennmäuse sind recht neugierig, benötigen jedoch in den ersten Tagen in ihrer neuen Umgebung noch viel Ruhe. Danach kann der Halter über Leckerbissen Kontakt zu den Tieren aufnehmen und ihr Vertrauen gewinnen. Ein kontrollierter Freilauf in der Wohnung ist bei zahmen Exemplaren möglich. Dabei müssen sie vor allen potenziellen Gefahrenquellen, wie beispielsweise Elektrokabeln, Zimmerpflanzen oder anderen Haustieren geschützt sowie das Nageverhalten der Tiere und deren Geschick, auch in kleinsten Lücken zu verschwinden, berücksichtigt werden. Bei Gefahr können viele Rennmäuse sehr weit springen!

Rennmäuse lassen sich aufnehmen, indem man mit beiden Händen eine Höhle bildet oder sie in ein Gefäß (z. B. Transportbox) dirigiert. Die Tiere dürfen nicht am Schwanz hochgehoben werden! Für Kinder sind Rennmäuse erst ab etwa 10 Jahren und unter Anleitung der Eltern geeignet.

Besonderheiten

Die selten angebotenen Fetten Sandratten (Psammomys obesus) gehören ebenfalls zu den Rennmäusen, stellen aber deutlich höhere Ansprüche, insbesondere an die artgemäße Ernährung.