Farbratte

Die Farbratte stammt ursprünglich von der Wanderratte (Rattus norvegicus) ab, die vermutlich vor ca. 200 Jahren nach Deutschland eingewandert ist und die heimische Hausratte (Rattus rattus) verdrängte. Bereits vor ungefähr 100 Jahren begann die gezielte Zucht von Wanderraten, zum einen als Kampfratte für Wetten, weiße Ratten (Albinos) aber auch als Ausstellungstiere. Die heutigen Zuchtformen unterscheiden sich nicht nur durch eine Vielzahl von Farb- und Fellvarianten, sondern vor allem durch ihr ruhiges Verhalten deutlich von ihren wilden Verwanden, weshalb sich der Begriff Farbratte einbürgerte. 

Geschlechtsunterschiede

Bei erwachsenen Tieren sind die Geschlechtsunterschiede deutlich sichtbar. Bei geschlechtsreifen, unkastrierten Männchen sind zum einen die Hoden gut zu erkennen, zum anderen werden Männchen i. d. R. größer und schwerer. Allerdings können unterdrückte und/oder gestresste Männchen die Hoden auch einziehen. Der Abstand zwischen Geschlechtsöffnung und After ist bei der männlichen Farbratte aber immer deutlich größer als beim Weibchen.

Verhalten

Farbratten sind sehr gesellig, leben in Rudeln und dürfen daher niemals einzeln gehalten werden. Neben der Haltung im Harem (ein kastriertes Männchen mit mehreren Weibchen) harmonieren auch eingeschlechtliche Gruppen. Bei Ratten ist es vorteilhaft, Tiere unterschiedlichen Alters miteinander zu vergesellschaften. Die Vergesellschaftung neuer Tiere in eine bestehende Gruppe kann problematisch sein und gelingt am ehesten, wenn zeitgleich zwei neue (junge) Tiere hinzukommen.

Farbratten zeigen kurze Aktivitätsphasen rund um die Uhr. Die neugierigen Tiere erkunden dabei immer wieder intensiv ihr Revier. Diesen Phasen folgen dann ausgiebige Schlafphasen.

Verhaltensgerechte Unterbringung

Ratten lieben es zu klettern! Für bis zu vier Farbratten eignet sich am besten ein turmförmiger Käfig ab 150 cm Höhe bei einer Grundfläche von mindestens 150 x 75 cm. Sehr gut geeignet sind auch große Vogelvolieren. Die Gitter- oder Maschenweiten sollten einen Abstand von ca. 1,0 cm nicht überschreiten. Aquarien oder Terrarien sind nicht geeignet, da die Tiere sehr empfindlich auf schlechte Belüftung und dabei entstehende Schadgase (Ammoniak) sowie erhöhte Luftfeuchtigkeit reagieren.

Der Käfig sollte an einem möglichst ruhigen Ort, ohne Zugluft und direkte Sonneneinstrahlung, stehen. Die Temperaturen sollten zwischen 18 und 26 °C liegen. Farbratten reagieren besonders empfindlich auf hohe Temperaturen und plötzliche Temperaturschwankungen.

Die Käfigeinrichtung sollte dreidimensional sein und Bereiche zum Schlafen, Graben, Erforschen und Klettern umfassen. Der Käfigbereich zum Graben sollte eine Einstreuhöhe von mindestens 15 cm haben. Als Einstreu geeignet ist staubarme Kleintierstreu vermischt mit Heu und Stroh. Die Einrichtung muss die ganze Höhe des Käfigs einbeziehen. Ebenen, Hängematten, Leitern, Kletterstangen, Seile, Schaukeln und vielfältige Versteckmöglichkeiten (Häuschen, Röhren) können hierzu eingesetzt werden. Als weitere Beschäftigungs- oder Nagematerialien können Naturäste (keine Nadelhölzer), Papierrollen und Karton sowie ein Sandbad Verwendung finden. Zellstoff oder Heu nehmen die Ratten gerne für den Nestbau an. Gegenstände aus Plastik sind nicht geeignet!

Abwechslung ist für die intelligenten Farbratten extrem wichtig! Um den Erkundungstrieb der Tiere zufrieden zu stellen, empfiehlt es sich die Grundeinrichtung des Käfigs gleich zu belassen, Einrichtungsgegenstände (Kartons, Hängematten, Röhren etc.) aber immer wieder auszutauschen und Futter nicht im Napf anzubieten, sondern an verschiedenen Stellen im Käfig zu verstecken.

Futter- und Wassergefäße sowie das Sandbad können auf einer erhöhten Ebene standsicher angeboten werden. Schwere Einrichtungsgegenstände sollten direkt auf der Bodenplatte aufgestellt werden, damit sie nicht untergraben werden können. Aufgrund der Größe der Tiere sollten keine handelsüblichen Laufräder, sondern große Laufteller ab 40 cm Durchmesser angeboten werden. Laufräder mit offener Sprossenlauffläche, zu kleine oder achsseitig nicht geschlossene Laufräder sowie Geschirre gelten als tierschutzwidrig. 

Ernährung

Farbratten fressen Sämereien, Getreide, Gemüse, Früchte und Insekten. Als Hauptfutter sollte entsprechend täglich eine getreide- und gemüsereiche Trockenfuttermischung (1 - 2 Essl. pro Tier und Tag) gegeben werden. Ihren Eiweißbedarf können die Ratten durch Gabe kleiner Mengen getrockneter Insekten, Katzentrockenfutter, Milchprodukte oder hartgekochtes Ei decken. Abwechslungsreiches Frischfutter (z.B. Gemüse, Obst, Wiesenkräuter) muss täglich angeboten werden. Das Frischfutter sollte nicht zusammen mit dem Trockenfutter in einen Napf gelegt werden.

Sauberes Trinkwasser muss stets zur Verfügung stehen. Fetthaltige Sämereien, wie Sonnenblumenkerne oder Nüsse, dürfen nur vereinzelt in sehr kleiner Menge gegeben werden. Zucker- und fetthaltige Leckerlis, wie Joghurtdrops, Nagergebäck und Ähnliches sind nicht zu empfehlen.

Pflege

Farbratten haben einen starken Eigengeruch, da sie ihre Umgebung mit Urin markieren. Futter- und Trinkwassergefäße sowie Kot- und Urinecken müssen daher täglich, das Gehege und die Einrichtung mindestens einmal wöchentlich gründlich gereinigt und ggf. desinfiziert werden. Dabei wird auch die komplette Einstreu erneuert. Da sich Ratten stark über den Geruchssinn orientieren, kann nach der Reinigung ein kleiner Teil der alten Einstreu wieder in den Käfig zurückgegeben werden.

Der allgemeine Gesundheitszustand der Tiere muss täglich, das Gewicht möglichst wöchentlich kontrolliert werden. Häufige Krankheitsanzeichen bei Ratten sind Gewichtsverlust, verändertes Fress- und Trinkverhalten, Haut- und Fellveränderungen, Schnupfensymptome, „rote Tränen“, Apathie sowie Durchfall. Bei Auffälligkeiten muss der Tierarzt hinzugezogen werden.

Eingewöhnung und Umgang

Farbratten sind sehr neugierige, aufgeweckte und lernfähige Tiere und werden recht schnell zahm, wenn man sich täglich mit ihnen beschäftigt. Dennoch benötigen sie zur Eingewöhnung in den ersten Tagen in ihrer neuen Umgebung viel Ruhe. Danach kann der Halter über Leckerbissen das Vertrauen der Tiere gewinnen. Ein kontrollierter Freilauf in der Wohnung ist bei zahmen Exemplaren möglich. Dabei müssen potenzielle Gefahrenquellen, wie beispielsweise Elektrokabel und Zimmerpflanzen, Schlupflöcher oder andere Haustiere sowie das Nagebedürfnis der Tiere berücksichtigt werden.

Ratten lassen sich aufnehmen, indem man sie mit beiden Händen umfasst, mit einer Hand unter den Brustkorb oder von oben über den Schultergürtel greift (Schultergürtelgriff) und mit der anderen Hand am Hinterteil stützt. Die Tiere sollten nicht am Nackenfell oder am Schwanz hochgehoben werden! Bissige Tiere können mit einer Röhre oder einer kleinen Box gefangen werden. Für Kinder sind Farbratten ab etwa 10 Jahren unter Anleitung der Eltern geeignet.

Besonderheiten

Manche Spezialzüchtungen sind aus Tierschutzsicht sehr bedenklich. Hierzu gehören Tiere mit gekrümmten Tasthaaren (Rexratten) sowie Ratten mit reduziertem Fell (Patchwork-, Nacktratten) oder fehlendem Schwanz (Tailless). Albinoratten (weiße Tiere mit roten Augen) sind sehr lichtempfindlich.