Geschlechtsunterschiede
Beim Weibchen liegen Harn-, Geschlechts- und Analöffnung dicht beieinander und bilden ein “Y“; beim Böckchen sind Penis und Analbereich weiter auseinander und bilden ein „i“.
Verhalten
Chinchillas sind sehr gesellig und dürfen niemals einzeln gehalten werden. Möglich ist eine paarweise Haltung mit einem (kastrierten) Böckchen; ideal sind jedoch Gruppen mit einem (kastrierten) Böckchen und zwei bis drei Weibchen. Aber auch eingeschlechtliche Gruppen sind möglich. Die Vergesellschaftung älterer Chinchillas ist allerdings oft problematisch; die Tiere sollten daher bereits vor Erreichen der Geschlechtsreife aneinander gewöhnt werden.
Chinchillas sind nachtaktiv. In einer ruhigen Umgebung und nach entsprechender Eingewöhnung zeigen sie sich u.U. in der Dämmerung. Ihre Hauptaktivitätsphase ist aber immer in der Nacht.
Verhaltensgerechte Unterbringung
Eine Außenhaltung (selbst witterungsgeschützt) kommt für Chinchillas nicht in Frage, da die Tiere nicht über Talg- und Schweißdrüsen verfügen und daher weder mit dem nasskalten Winter- noch dem schwülheißen Sommerklima in Deutschland zurechtkommen. Für zwei Chinchillas eignet sich eine stabile Zimmervoliere ab einer Grundfläche von 1 m² bei einer Höhe von mindestens 150 cm; für jedes weitere Tier sollte die Grundfläche um 0,5 m² vergrößert werden.
Der Standort sollte ruhig und der Käfig an zwei aneinandergrenzenden Seiten blickdicht geschlossen sein, da Chinchillas sehr schreckhaft und lärmempfindlich sind. Vor Zugluft oder direkter Sonneneinstrahlung müssen die Tiere geschützt sein. Zu hohe Temperaturen (über 25 °C) und erhöhte Luftfeuchtigkeit (über 55 %) können den Tieren schaden.
Der Boden kann mit staubarmer Kleintier- oder Hanfstreu eingestreut werden. Chinchillas können während ihrer nächtlichen Aktivität eine beträchtliche Lautstärke entwickeln und eignen sich daher nicht für Schlafräume. Wichtig für die bewegungs- und springfreudigen Tiere ist eine dreidimensionale Einrichtung mit mehreren Ebenen (erhöhte Sitzbretter), dicken Ästen (keine Nadelhölzer), Rampen etc. Rückzugsmöglichkeiten können z.B. in Form von Holzhäuschen oder (Kork)Röhren (mindestens eines pro Tier mit Ein- und Ausgang) angeboten werden. Mindestens ein Haus sollte auf den obersten Ebenen stehen und ausreichend Platz für alle Tiere der Gruppe bieten.
Alle Einrichtungsgegenstände sollten aus unbehandeltem Holz, Kork oder Keramik bestehen. Weitere Beschäftigungsmaterialien wie Naturzweige (keine Nadelhölzer), Nagesteine, unbedrucktes Papier oder Karton kommen dem Nagebedürfnis der Chinchillas entgegen. Es dürfen keine Kunststoffteile verwendet werden; diese werden zernagt und können zu Verletzungen im Verdauungstrakt führen.
Futtergefäße und Wasserflaschen können auf einer erhöhten Ebene standsicher angebracht werden. Ein Sandbad mit weichem Badesand ist unbedingt erforderlich für die Fellpflege der Tiere. Den Tieren kann ein Laufrad oder ein Laufteller mit einem Durchmesser von mindestens 40 cm angeboten werden.
Chinchillas sind sehr bewegungsfreudige und schnelle Tiere und brauchen selbst bei großen Gehegen täglich Freilauf. Dabei müssen alle potenziellen Gefahrenquellen, wie beispielweise Elektrokabel, Zimmerpflanzen oder andere Haustiere, sowie das starke Nageverhalten der Tiere berücksichtigt werden. Chinchillas können aus dem Stand bis zu 1 m hoch springen und zwängen sich in die kleinsten Spalten.
Laufräder mit offener Sprossenlauffläche sowie achsseitig nicht geschlossene Laufräder gelten als tierschutzwidrig und bergen erhebliche Verletzungsrisiken.
Ernährung
Chinchillas sind reine Pflanzenfresser und besitzen einen komplexen Verdauungsapparat. Um Verdauungsprobleme zu vermeiden, müssen Chinchillas daher artgerecht ernährt werden. Am wichtigsten ist gutes Heu, das ständig in einer geeigneten Raufe zur Verfügung stehen muss, ebenso wie getrocknete Kräuter, Blätter und Blüten. Heu fördert zudem die Abnutzung der lebenslang nachwachsenden Zähne.
Zusatzfutter, wie Mischfutter oder Chinchillapellets, ist nicht erforderlich und ungünstig für die Zahngesundheit. Es sollte, wie Leckerbissen, nur in geringen Mengen (max. 1 Teelöffel pro Tier und Tag) aus der Hand angeboten werden. Sauberes Trinkwasser muss stets zur Verfügung stehen. Frische Blätter, Kräuter und Gemüse sollten nur in sehr geringen Mengen und nach langsamer Gewöhnung angeboten werden, da Chinchillas sonst mit lebensbedrohlichen Durchfällen reagieren. Zucker- und fetthaltige Leckerlis, wie Obst, Nüsse, Joghurtdrops, Nagergebäck und Ähnliches gefährden die Gesundheit der Tiere.
Pflege
Futter- und Trinkwassergefäße sowie Urinecken müssen täglich, das Gehege und die Einrichtung mindestens einmal wöchentlich gründlich gereinigt und ggf. desinfiziert werden. Da Chinchillas - über den Tag und das gesamte Gehege verteilt - häufig „Köttel“ absetzen, müssen diese ebenfalls täglich entfernt werden.
Der allgemeine Gesundheitszustand der Chinchillas muss täglich, Gewicht, Fell, Schneidezähne und die Afterregion mindestens einmal wöchentlich kontrolliert werden. Häufige Krankheitsanzeichen bei Chinchillas sind Gewichtsverlust, langsameres Fressen, Haut- und Fellveränderungen, Apathie sowie Kotveränderungen, insbesondere Durchfall. Bei Auffälligkeiten muss der Tierarzt hinzugezogen werden.
Eingewöhnung und Umgang
Chinchillas benötigen besonders in den ersten Tagen in ihrer neuen Umgebung viel Ruhe. Auch danach benötigt der Halter viel Geduld, damit die scheuen Nager Zutrauen zu ihm fassen. Leckerbissen, wie Pellets und getrocknete kleine Gemüsestücke, aus der Hand helfen dabei, ihr Vertrauen zu gewinnen.
Chinchillas können ihr Fell büschelweise abwerfen und dürfen deshalb niemals von oben ergriffen werden. Die Tiere dürfen auch nicht am Schwanz oder den Pfötchen festgehalten werden, da die Haut abreißen kann. Sie lassen sich aufnehmen, indem man mit einer Hand von unten den Brustkorb umfasst und mit der zweiten Hand am Hinterteil unterstützt. Für Kinder sind die nachtaktiven Chinchillas nicht geeignet.
Besonderheiten
Unter der Vielzahl an Farb- und Fellvarianten gibt es auch einige, die aus Tierschutzsicht bedenklich sind. Hierzu gehören z.B. „Black Velvet“ sowie weiße Tiere (aufgrund möglicher Schäden bei den Nachkommen) und gelockte Tiere mit gekräuselten Tasthaaren.