Grauer Steppenlemming

Graue Steppenlemminge (Lagurus lagurus) besiedeln karge Steppengebiete von der Ukraine bis nach China. Sie sind etwa so groß wie Zwerghamster, aber etwas schlanker und besitzen einen deutlich erkennbaren, dunklen Aalstrich auf dem Rücken. Von Zwerghamstern können sie zudem durch den kleinen, aber deutlich sichtbaren Schwanz und die eng anliegenden Ohren unterschieden werden. Trotz seines Namens zählt der Graue Steppenlemming zu den Wühlmäusen und ist nicht mit den echten Lemmingen verwandt.

Geschlechtsunterschiede

Der Abstand zwischen Geschlechtsöffnung und After ist beim männlichen Steppenlemming deutlich größer als beim Weibchen; zudem sind die Hoden beim Männchen meist gut sichtbar.

Verhalten

Steppenlemminge verbringen die meiste Zeit „unter der Erde“ und zeigen sich für gewöhnlich nur bei der Futtersuche. Dabei sind kurze Aktivitätsphasen rund um die Uhr möglich. Die Tiere sind sozial und leben in der Natur paarweise oder in Harems. Für Anfänger ist die Haltung von zwei weiblichen Tieren (möglichst Wurfgeschwister) empfehlenswert, da es zwischen geschlechtsreifen Männchen immer wieder zu teilweise heftigen Auseinandersetzungen kommen kann. Die Vergesellschaftung geschlechtsreifer Tiere gestaltet sich häufig schwierig; daher sollten Steppenlemminge bereits als Jungtiere aneinander gewöhnt werden.

Verhaltensgerechte Unterbringung

Für zwei Tiere eignet sich ein Nagerterrarium ab 0,5 m² Grundfläche (z. B. 100 x 50 cm) bei 50 cm Höhe. Für jedes weitere erwachsene Tier muss die Grundfläche um 20 % vergrößert werden. Alternativ sind auch Aquarien möglich, die mit einem Gitteraufsatz gut verschlossen werden können. Die Gitter- oder Maschenweiten sollten dabei einen Abstand von ca. 0,8 cm nicht überschreiten. (Plastik-)Käfige sind für die Haltung von Steppenlemmingen nicht geeignet.

Das Nagerterrarium oder Aquarium sollte an einer möglichst ruhigen Stelle, ohne Zugluft und direkte Sonneneinstrahlung, stehen. Die Temperatur sollte zwischen 18 und 24 °C liegen. Zu hohe Temperaturen und erhöhte Luftfeuchtigkeit werden von den Tieren schlecht vertragen.

Steppenlemminge leben vorzugsweise unterirdisch und legen in der Natur umfangreiche Baue und Gangsysteme an. Daher brauchen sie eine hohe Einstreu von mind. 20 cm, bestehend aus Kleintierstreu, gemischt mit Stroh und Heu. Gut angenommen werden auch Holzhäuschen und Röhren aus Ton und Kork. Beschäftigungs- und Nagematerialien in Form von getrocknetem Laub und Moos, belaubten Naturästen (keine Nadelhölzer), getrockneten Gräsern, Getreidehalmen und Karton erhöhen das Wohlbefinden. Weicher Zellstoff wird ebenfalls gerne zum Nestbau angenommen. Ein Sandbad mit weichem Sand dient der Fellpflege. Futter- und Wassergefäße sowie das Sandbad werden auf einer erhöhten Ebene standsicher angeboten. Schwere Einrichtungsgegenstände sollten untergrabsicher direkt auf der Bodenplatte aufgestellt werden. Ein tierschutzgerechtes Laufrad mit mind. 20 cm Durchmesser kann den Tieren zur Beschäftigung angeboten werden.

Laufräder mit offener Sprossenlauffläche, zu kleine oder achsseitig nicht geschlossene Laufräder, geschlossene (Plastik-)Käfige, durchsichtige, steile Röhrensysteme ohne ausreichende Belüftung und Hamsterkugeln gelten als tierschutzwidrig. 

Ernährung

Steppenlemminge sind an eine karge Nahrung angepasst. Der Hauptanteil des Futters sollte deshalb aus Grünfutter in Form von zuckerarmem Gemüse (Gurken, Zucchini, Wurzelgemüse) und fettarmen Sämereien sowie Kräutern und Salat (z.B. Eisbergsalat) bestehen. Das Frischfutter kann direkt auf die Einstreu gelegt oder in einem separaten Futternapf angeboten werden; es sollte jedoch nicht zusammen mit dem Trockenfutter in einen Napf gelegt werden.

Eine Schicht aus trockenem Laub oder Moos auf der Einstreu sorgt für Beschäftigung und wird von den Tieren auch gerne angeknabbert. Auch zuckerfreie Chinchilla- oder Degupellets können angeboten werden. Gelegentliche kleine Gaben tierischen Eiweißes, beispielsweise in Form von getrockneten Insekten oder Katzentrockenfutter, ergänzen den Speiseplan.

Ölsaaten und Nüsse dürfen nur vereinzelt in sehr kleiner Menge gegeben werden. Zucker- und fetthaltige Leckerlis, wie Joghurtdrops, Nagergebäck und Ähnliches sind nicht zu empfehlen. Auch Obst darf nicht verfüttert werden! Sauberes Trinkwasser muss stets zur Verfügung stehen.

Pflege

Futter- und Trinkwassergefäße müssen täglich gründlich gereinigt und ggf. desinfiziert werden. Steppenlemminge sind ansonsten wenig pflegeintensiv, da sie im Vergleich zu anderen Kleinsäugerarten nur wenig Urin absetzen. Zu den weiteren täglichen Aufgaben zählt die Entfernung von verschmutzter Einstreu und nicht gefressenem Frischfutter.

Da Steppenlemminge Gangsysteme anlegen und sich stark über den Geruchssinn orientieren, sollte immer nur ein Teil der Einstreu ausgetauscht werden und der andere Teil erhalten bleiben. Es empfiehlt sich daher, im wöchentlichen Wechsel jeweils ein Drittel bis maximal die Hälfte der Einstreu zu erneuern, so dass ein Teil der Kammern und Gänge erhalten bleibt.

Der allgemeine Gesundheitszustand der Tiere muss täglich, das Gewicht möglichst wöchentlich kontrolliert werden. Häufige Krankheitsanzeichen bei Steppenlemmingen sind Gewichtsverlust, verändertes Fress- und Trinkverhalten, Haut- und Fellveränderungen, Trübungen des Auges, Apathie, Verletzungen sowie Durchfall. Bei Auffälligkeiten muss der Tierarzt hinzugezogen werden.

Eingewöhnung und Umgang

Steppenlemminge benötigen in den ersten Tagen in ihrer neuen Umgebung viel Ruhe. Die Tiere können, wenn man sich viel mit ihnen beschäftigt, recht zutraulich werden, eignen sich aufgrund ihrer geringen Größe aber nicht als Kuscheltiere. Steppenlemminge lassen sich aufnehmen, indem man mit beiden Händen eine Höhle bildet oder sie in einen Transportbehälter laufen lässt.

Besonderheiten

Werden die Tiere mit zucker- oder fetthaltigem Futter ernährt, entwickeln sie schnell Diabetes, welche zu Unfruchtbarkeit oder gar zum Tode führen kann.