Zwergkaninchen

Kaninchen (Oryctolagus cuniculus f. domestica) werden bereits seit über 1000 Jahren als Haustiere gehalten. Ursprünglich hauptsächlich wegen ihres Fleisches und Felles gezüchtet, erfreuen sich heute insbesondere die kleinen Zwergkaninchenrassen hoher Beliebtheit. Hierzu gehören die kurzhaarigen Farbenzwerge, Löwenkopfzwerge mit längerem Kopfhaar und die Widderzwerge mit hängenden Ohren. Alle Kaninchenrassen stammen vom europäischen Wildkaninchen ab. In freier Natur leben sie in Familienverbänden, bewohnen Erdbauten und fressen Pflanzen und Blätter.

Geschlechtsunterschiede

Die schlitzförmige weibliche Harn- und Geschlechtsöffnung sitzt näher am After als beim Männchen (Rammler). Bei älteren, unkastrierten Männchen sind meist die Hoden deutlich erkennbar.

Verhalten

Kaninchen sind zwar sehr soziale Tiere und dürfen deshalb niemals einzeln gehalten werden. Allerdings kann es auch zu – teilweise sehr heftigen – Rangordnungskämpfen zwischen den Tieren kommen. Zudem zeigen viele Kaninchen ausgeprägte individuelle Charaktereigenschaften, die bei einer Vergesellschaftung entsprechend berücksichtigt werden müssen.

Erfahrungsgemäß ist die Vergesellschaftung von einem (früh)kastrierten Rammler und einer Häsin relativ unproblematisch. Die Frühkastration erfolgt dabei vor dem Erreichen der Geschlechtsreife. Neben der paarweisen Haltung können Kaninchen auch in größeren Gruppen gehalten werden. Auch hier bietet sich die Kombination mehrerer Weibchen mit (früh)kastrierten Männchen an. Bei gleichgeschlechtlichen Gruppen sind die Rangordnungskämpfe meistens deutlich heftiger; sie sind daher nur für erfahrene Halter geeignet und in sehr großen Gehegen, damit unterlegene Tiere besser ausweichen können. Die Integration älterer Kaninchen oder neuer Tiere in eine bestehende Gruppe gestaltet sich häufig schwierig. Die früher übliche Vergesellschaftung von Kaninchen und Meerschweinchen wird heute aus Tierschutzgründen abgelehnt.

Verhaltensgerechte Unterbringung

Kaninchen haben einen sehr großen Bewegungsdrang und sollten daher so häufig wie möglich die Gelegenheit zu Freilauf haben. Sie benötigen ein möglichst großes Platzangebot. Sollten sie im Gehege gehalten werden, so muss dieses so groß wie möglich sein, mindestens jedoch für zwei Zwergkaninchen 150 x 60 cm (Länge x Breite), wobei für jedes weitere Tier die Grundfläche um 20 % vergrößert werden muss. Aquarien oder Terrarien sind nicht geeignet, da die Tiere sehr empfindlich auf schlechte Belüftung und dabei entstehende Schadgase (Ammoniak) sowie erhöhte Luftfeuchtigkeit reagieren. Für den Freilauf müssen alle potenziellen Gefahrenquellen, wie beispielweise Elektrokabel, Zimmerpflanzen oder andere Haustiere, sowie das Nageverhalten der Tiere berücksichtigt werden.

Das Gehege sollte an einer möglichst ruhigen Stelle stehen. Kaninchen bevorzugen Temperaturen zwischen 10 und 18 °C. Zugluft, Temperaturen über 28 °C und starke Schwankungen müssen entsprechend vermieden werden.

Ausreichende Rückzugsmöglichkeiten in Form von Unterschlüpfen und Holzhäusern (mindestens eines pro Tier; jeweils mit Ein- und Ausgang) sind wichtig, ebenso wie erhöhte Liegeflächen. Auch zusätzliche erhöhte Ebenen, Röhren und trittsichere Rampen werden gerne angenommen. Nagematerialien (z. B. Naturäste, keine Nadelhölzer) sorgen für Beschäftigung. Als Bodengrund eignet sich weiche Kleintierstreu.

Kaninchen eignen sich sehr gut für eine ganzjährige Außenhaltung ab 2 m² Grundfläche. Ein ausreichend großer, frostfreier Schutzraum (mind. 150 x 60 cm) muss vorhanden sein. Alternativ können die Tiere auch stundenweise in ein geschütztes Freigehege verbracht werden. Mindestens die Hälfte des Geheges muss im Schatten liegen und ausreichende Unterschlupfmöglichkeiten sowie Futter und Wasser zur Verfügung stehen. Sollen die Tiere auf einer Grasfläche gehalten werden, müssen sie vorher vorsichtig an dieses Futter gewöhnt werden.

Achtung: Kaninchen können nicht nur sehr gut springen, sondern auch sehr gut und schnell graben und dürfen daher nur unter ständiger Überwachung oder mit einem Untergrab- und Springschutz ins Außengehege. 

Ernährung

Kaninchen sind reine Pflanzenfresser und besitzen einen komplexen Verdauungsapparat. Um Verdauungsprobleme zu vermeiden, müssen Kaninchen daher artgerecht ernährt werden. Am wichtigsten ist gutes Heu, das ständig in einer Futterraufe zur Verfügung stehen muss, da die Tiere rund um die Uhr kleine Portionen fressen. Heu fördert zudem die Abnutzung der lebenslang nachwachsenden Zähne. Sauberes Trinkwasser – idealerweise in einem Napf – muss stets zur Verfügung stehen.

Zu einer gesunden Ernährung gehört zudem mindestens zweimal täglich eine gemischte Portion Frischfutter aus Gras und Wiesenkräutern oder, wenn diese nicht zur Verfügung stehen, Salate, Gurke, Paprika und geringe Mengen Wurzelgemüse, Karotten und/oder etwas Obst. Mischfutter oder Pellets (beides möglichst getreide-, zucker- und kalziumarm) und andere Leckerbissen sollten nur in geringen Mengen (1 Essl. pro Tier und Tag) angeboten werden, um Übergewicht, Zahn- und Verdauungsprobleme zu verhindern. Unbekannte Futtermittel dürfen anfänglich nur langsam und in geringen Mengen (kleine Streifen) gefüttert werden, damit keine Verdauungsstörungen entstehen.

Pflege

Futter- und Trinkwassergefäße sowie Kot- und Urinecken müssen täglich, das Gehege und die Einrichtung mindestens einmal wöchentlich gründlich gereinigt und ggf. desinfiziert werden. Nicht kastrierte Männchen markieren ihre „Reviere“ durch Verspritzen von Urin, was zu einem zusätzlichen Pflegeaufwand führt.

Der allgemeine Gesundheitszustand der Tiere sollte täglich, Gewicht, Fell, Krallen, Schneidezähne und die Afterregion mindestens einmal wöchentlich kontrolliert werden. Bei Außenhaltung ist die Afterregion täglich zu kontrollieren, da sich hier Fliegenmaden ansiedeln können.

Häufige Krankheitsanzeichen bei Kaninchen sind Futterverweigerung, Gewichtsverlust, Haut- und Fellveränderungen, Durchfall und Aufblähungen. Bei Auffälligkeiten muss der Tierarzt hinzugezogen werden, der auch die für alle Kaninchen wichtigen Impfungen vornimmt. Zu lange Krallen sind zu kürzen. Eventuelle Korrekturen der Zähne darf nur der Tierarzt durchführen. Langhaarige Rassen benötigen eine regelmäßige Fellpflege.

Eingewöhnung und Umgang

Kaninchen benötigen in den ersten Tagen in ihrer neuen Umgebung viel Ruhe. Durch Gabe von kleinen Futtermengen aus der Hand kann der Halter dann das Vertrauen der Tiere gewinnen. Vor dem ersten Freilauf sollten sich die Kaninchen ohne Stress einfangen und hochnehmen lassen.

Zum Hochheben greift man das Kaninchen mit einer Hand unter der Brust, während die zweite Hand am Hinterteil unterstützt und nimmt das Tier an den eigenen Oberkörper. Das Verletzungsrisiko im Bereich der Wirbelsäule ist bei Kaninchen sehr groß.

Kaninchen dürfen niemals an den Ohren hochgehoben oder den Hinterbeinen festgehalten werden! Kaninchen können ernsthaft kratzen oder beißen, falls sie nicht angefasst werden wollen. Die Tiere sind für Kinder erst ab 10 Jahren unter Aufsicht der Eltern geeignet.

Besonderheiten

Es gibt eine Vielzahl weiterer Kaninchenrassen, welche z.T. deutlich größer und schwerer werden, einen erhöhten Platzbedarf haben und sich daher weniger für die Heimtierhaltung eignen. Sehr kleine Rassen sind aus Tierschutzsicht problematisch.