Riff-, Feen-, Mirakel- und Zwergbarsche

Es gibt eine Vielzahl an barschverwandten Fischgruppen im Meerwasser, die auch aquaristisch eine bedeutende Rolle spielen. Hier sollen die Familien der Riffbarsche (Pomacentridae), Feenbarsche (Grammatidae), Mirakelbarsche (Plesiopidae) und Zwergbarsche (Pseudochromidae) gemeinsam vorgestellt werden.

Neben den – in einem gesonderten Steckbrief behandelten – Anemonenfischen gehören zu den Riffbarschen noch eine Vielzahl beliebter Aquarienfische, wie das Grüne (Chromis viridis) und Blaue Schwalbenschwänzchen (C. cyanea), die Gelbschwanzdemoiselle (Chrysiptera parasema) und der Vierbinden-Preussenfisch (Dascyllus melanurus). Die kleinbleibenden Feenbarsche der Gattung Gramma (z. B. Königs-Feenbarsch G. loreto) erfreuen sich ebenfalls hoher Beliebtheit im Aquarium. Mirakelbarsche sind u. a. mit dem Gelben Mirakelbarsch (Assessor flavissimus) und dem Echten Mirakelbarsch (Calloplesiops altivelis) häufig im Aquarium vertreten. Regelmäßig nachgezüchtet wird u.a. der König-Salomon-Zwergbarsch (Pseudochromis fridmani). Auf den Kauf von Wildfängen sollte hier zugunsten von Nachzuchten stets verzichtet werden.

Geschlechtsunterschiede

Viele der genannten Arten sind in der Lage ihr Geschlecht zu wechseln. Bei der Pflege zweier oder mehrerer Tiere einer Art, wandelt das ranghöchste Exemplar sein Geschlecht um. Die meisten Arten beginnen ihr Leben als Weibchen. Bei Zwergbarschen kann der Geschlechtswandel sogar in beide Richtungen stattfinden! Es sollte bei allen Arten darauf geachtet werden, möglichst junge Exemplare ins Aquarium zu setzen, um die artgemäße Geschlechtsumwandlung und damit Paarbildung zu ermöglichen. Bei einigen Arten lassen sich die Geschlechter äußerlich an ihrer Färbung oder der Länge der Flossen (z. B. an der schwertförmig ausgezogenen Schwanzflosse beim männlichen König-Salomon-Zwergbarsch) unterscheiden.

Verhalten

Die genannten Arten können in der Regel paarweise gepflegt werden; in ausreichend großen Aquarien können viele Riff- und Feenbarsche sowie der König-Salomon-Zwergbarsch auch in größeren Gruppen gehalten werden.

Artabhängig sind die genannten Gruppen meist tagaktiv. Mirakelbarsche sind meist dämmerungsaktiv und leben eher versteckt.

Verhaltensgerechte Unterbringung

Für ein Paar der kleineren Arten sollte das Aquarium mindestens 200 l Inhalt besitzen; für größere Arten oder eine Gruppe der Tiere sind Aquarien ab 500 l empfehlenswert. Das Aquarium sollte über einen gut strukturierten Riffaufbau verfügen, aber dennoch genügend freien Schwimmraum bieten. Eine Vergesellschaftung mit anderen friedlichen Fischarten ist meist problemlos möglich; manche Arten (z. B. Demoisellen, Preussenfische) können jedoch starke Aggressionen gegenüber anderen Fischen entwickeln, insbesondere, wenn diese zu einem späteren Zeitpunkt neu hinzugesetzt werden.

Wasserwerte: Tropisches Meerwasser, 24 - 27 °C, (Salz)Dichte 1,022 - 1,025 (bei 25 °C).

Ernährung

Die meisten Arten der vorgestellten Fischgruppen sind Planktonfresser, die sich im Aquarium mit kleineren Frostfuttersorten (z. B. Mysis, „Lobstereier“) ernähren lassen. Flocken- oder Granulatfutter wird nach Eingewöhnung von vielen Exemplaren gerne angenommen. Gerade die kleineren Arten sollten mehrmals täglich gefüttert werden. Mirakelbarsche fressen dagegen eher gröberes Frostfutter (z. B. Krill und Futtergarnelen). Bei ihnen besteht auch die Gefahr, dass sie sich an Garnelen in Aquarium vergreifen.

Pflege

Meerwasseraquarien benötigen eine Einlaufphase, damit sich die für den Schadstoffabbau erforderlichen Bakterienkulturen entwickeln können, sowie eine technische Mindestausstattung. Hierzu zählen beispielsweise Strömungspumpen, sowie ein ausreichend dimensionierter Abschäumer und evtl. eine mechanische (Vor)Filterung (z. B. Filterwatte) sowie ein UV-C Klärer. Der Abschäumer sollte regelmäßig kontrolliert, d. h. der Schaumtopf geleert und gesäubert werden. Auch die mechanischen Filtermedien sollten regelmäßig gereinigt oder ausgetauscht werden.

Ein regelmäßiger, wöchentlicher Teilwasserwechsel von mindestens 10 % entfernt Schadstoffe, liefert Mineralien und Spurenelemente nach und erhöht das Wohlbefinden der Fische und Niederen Tiere. Beim Ansetzen des frischen Meerwassers ist darauf zu achten, dass sich das Salz komplett löst. Verdunstetes Wasser darf nur durch (entsalztes) Osmosewasser ersetzt werden!

Die wichtigsten Wasserparameter – wie Temperatur, Nitrat, Phosphat und die Salzdichte – sollten regelmäßig selbst zu Hause, im Zoofachhandel oder durch einen fischkundigen Tierarzt kontrolliert werden. Insbesondere in der Einlaufphase und beim Auftreten von allgemeinen Problemen (z. B. Krankheiten) ist darüber hinaus auch die Messung von Ammonium- und Nitritgehalt erforderlich.

Der Gesundheitszustand der Tiere muss täglich, bspw. bei der Fütterung, kontrolliert werden. Häufige Krankheitsanzeichen sind Abmagerung, Flossenschäden, Hautveränderungen (Pünktchen, Beläge, rote Flecken), sowie hektische und unkoordinierte Bewegungen. Bei Auffälligkeiten muss ein fischkundiger Tierarzt hinzugezogen werden.

Eingewöhnung und Umgang

Zuhause angekommen, sollte zunächst die Beleuchtung im Aquarium ausgeschaltet werden. Für das anschließende Einsetzen von Meerwasserfischen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen kann der Fischbeutel zur Temperaturangleichung für maximal 10 Minuten auf die Wasseroberfläche gelegt werden (Strömungspumpen beachten!); anschließend wird er geöffnet und alle 1 - 2 Minuten eine halbe Tasse Aquarienwasser zugegeben, bis der Beutel fast gefüllt ist. Danach wird ungefähr die Hälfte des Wassers aus dem Beutel entfernt und nochmals alle 1 - 2 Minuten eine ganze Tasse Aquarienwasser zugegeben. Ist der Beutel wieder fast gefüllt, sollten die Tiere am besten vorsichtig mit einem feinmaschigen Kescher oder einem Gefäß in das Aquarium gesetzt werden. WICHTIG: Das Transportwasser darf nicht in das Aquarium gelangen. Alternativ kann diese Angleichungsphase auch in einem dunklen Eimer durchgeführt werden.

Sind bereits revierbildende Fische im Aquarium, so können diese durch eine Fütterung von den Neuankömmlingen abgelenkt werden. Zur schonenden Eingewöhnung sollte das Licht bis zum nächsten Morgen ausgeschaltet bleiben.

Besonderheiten

Feenbarsche springen häufig und sollten daher nur in abgedeckten oder entsprechend gesicherten Aquarien gepflegt werden. Demoisellen und Preußenfische sind zwar robuste und einfach zu haltende Arten. Aufgrund ihres ausgeprägten Revier- und Aggressionsverhalten eignen sie sich aber nicht für die Vergesellschaftung mit anderen Fischarten.