Lippfische

Die Gruppe der Lippfische (Labridae) ist sehr artenreich und weist eine Vielzahl unterschiedlicher Färbungen, Körperformen und -größen auf. Allen Lippfischen gemeinsam sind aber die namensgebenden und deutlich ausgeprägten Lippen. Viele Arten graben sich zum Schlafen in den Sandboden ein. Im Zoofachhandel findet sich eine große Zahl verschiedener Lippfische; dabei werden neben kleinen, aquarientauglichen Arten auch regelmäßig Jungtiere sehr großwerdender Lippfische (z. B. der Spiegelfleck-Lippfisch Coris aygula erreicht über 1 m Länge) gehandelt. Zu den am häufigsten angebotenen, kleinbleibenden Arten gehören der Gemeine Putzerlippfisch (Labroides dimidiatus) und der Sechsstreifen-Lippfisch (Pseudocheilinus hexataenia).

Geschlechtsunterschiede

Fast alle Lippfische machen einen Geschlechtswandel durch: Nach Erreichen der Geschlechtsreife sind sie meist zunächst weiblich; nur einzelne Tiere entwickeln sich zu Männchen, die sich in ihrer Größe, Färbung oder Flossenform von den Weibchen unterscheiden.

Verhalten

Lippfische leben artabhängig als Einzelgänger, in gemischten Gruppen ohne festes Revier oder revierbildend im Harem mit einem Männchen und mehreren Weibchen. Putzer- und Sechsstreifen-Lippfische gehören zur dritten Gruppe und sollten daher stets mit einem Männchen und möglichst mehreren Weibchen gepflegt werden. Die Vergesellschaftung bereits geschlechtsreifer Lippfische gestaltet sich aber häufig schwierig, so dass entweder mehrere Jungfische oder ein erwachsenes mit einem jungen Exemplar zusammengesetzt werden sollten. Bei Einzelhaltung können Sechsstreifen-Lippfische sehr aggressiv gegen andere Fische werden.

Lippfische sind tagaktiv.

Verhaltensgerechte Unterbringung

Für eine Gruppe Lippfische der kleineren Arten sollte das Aquarium mindestens 300 l Inhalt besitzen. Es sollte über einen gut strukturierten Riffaufbau mit vielen Rückzugsmöglichkeiten verfügen, da die Tiere anfangs meist recht versteckt leben, aber dennoch genügend freien Schwimmraum bieten. Das Aquarium muss einen ausreichend tiefen Sandboden aufweisen, da sich viele Lippfische zum Schlafen in diesen eingraben. Eine Vergesellschaftung mit anderen friedlichen Fischarten ist meist problemlos möglich. Putzerlippfische bieten ihre Dienste auch in kleineren Aquarien teils recht aufdringlich an und können dadurch andere Fische unter Stress setzen, ebenso wie Muscheln, an deren Mantelrand sie gerne zupfen. Abgesehen davon können Lippfische mit allen friedlichen Fischen vergesellschaftet werden.

Wasserwerte: Tropisches Meerwasser, 24 - 27 °C, (Salz)Dichte 1,022 - 1,025 (bei 25 °C).

Ernährung

Viele Lippfische nehmen im Aquarium problemlos fast jedes tierische Lebend- oder Frostfutter, aber auch Flockenfutter und Granulate an. Putzerlippfische verweigern häufig anfangs das Futter und laufen Gefahr zu verhungern, da ihre Putzertätigkeit im Aquarium nicht genügend Nahrung liefert.

Pflege

Meerwasseraquarien benötigen eine Einlaufphase, damit sich die für den Schadstoffabbau erforderlichen Bakterienkulturen entwickeln können, sowie eine technische Mindestausstattung. Hierzu zählen beispielsweise Strömungspumpen, sowie ein ausreichend dimensionierter Abschäumer und evtl. eine mechanische (Vor)Filterung (z. B. Filterwatte) sowie ein UV-C Klärer. Der Abschäumer sollte regelmäßig kontrolliert, d. h. der Schaumtopf geleert und gesäubert werden. Auch die mechanischen Filtermedien sollten regelmäßig gereinigt oder ausgetauscht werden.

Ein regelmäßiger, wöchentlicher Teilwasserwechsel von mindestens 10 % entfernt Schadstoffe, liefert Mineralien und Spurenelemente nach und erhöht das Wohlbefinden der Fische und Niederen Tiere. Beim Ansetzen des frischen Meerwassers ist darauf zu achten, dass sich das Salz komplett löst. Verdunstetes Wasser darf nur durch (entsalztes) Osmosewasser ersetzt werden!

Die wichtigsten Wasserparameter – wie Temperatur, Nitrat, Phosphat und die Salzdichte – sollten regelmäßig selbst zu Hause, im Zoofachhandel oder durch einen fischkundigen Tierarzt kontrolliert werden. Insbesondere in der Einlaufphase und beim Auftreten von allgemeinen Problemen (z. B. Krankheiten) ist darüber hinaus auch die Messung von Ammonium- und Nitritgehalt erforderlich.

Der Gesundheitszustand der Tiere muss täglich, beispielsweise bei der Fütterung, kontrolliert werden. Häufige Krankheitsanzeichen bei Lippfischen sind Abmagerung, Flossenschäden, Hautveränderungen (Pünktchen, Beläge, rote Flecken), sowie verändertes Schwimmverhalten.

Bei Auffälligkeiten muss ein fischkundiger Tierarzt hinzugezogen werden.

Eingewöhnung und Umgang

Zuhause angekommen, sollte zunächst die Beleuchtung im Aquarium ausgeschaltet werden. Für das anschließende Einsetzen von Meerwasserfischen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Zum einen kann der Fischbeutel zur Temperaturangleichung für maximal 10 Minuten auf die Wasseroberfläche gelegt werden (Strömungspumpen beachten!); anschließend wird er geöffnet und alle 1 - 2 Minuten eine halbe Tasse Aquarienwasser zugegeben, bis der Beutel fast gefüllt ist. Danach wird ungefähr die Hälfte des Wassers aus dem Beutel entfernt und nochmals alle 1 - 2 Minuten eine ganze Tasse Aquarienwasser zugegeben. Ist der Beutel wieder fast gefüllt, sollten die Tiere am besten vorsichtig mit einem feinmaschigen Kescher oder einem Gefäß in das Aquarium gesetzt werden. WICHTIG: Das Transportwasser darf nicht in das Aquarium gelangen. Alternativ kann diese Angleichungsphase auch in einem dunklen Eimer durchgeführt werden.

Sind bereits revierbildende Fische im Aquarium, so können diese durch eine Fütterung von den Neuankömmlingen abgelenkt werden. Zur schonenden Eingewöhnung sollte das Licht bis zum nächsten Morgen ausgeschaltet bleiben.

Besonderheiten

Putzerlippfische betreiben im Riff Putzerstationen, an denen sie größere Fische von Hautparasiten befreien, die ihre Hauptnahrung darstellen. Selbst Raubfische erkennen die Putzer aufgrund ihrer Färbung und fressen diese während ihrer Putzertätigkeit nicht. Bei der Pflege im Aquarium springen Lippfische gerne aus dem Wasser; das Becken sollte daher über einen entsprechenden Schutz verfügen.

Achtung: Der Falsche Putzerfisch (Aspidontus taeniatus) sieht dem Gemeinen Putzerlippfisch zum Verwechseln ähnlich, beißt aber anderen Fischen kleine Stücke aus der Haut, anstatt sie zu putzen. Er kann nur an seinem spitzeren Maul und der etwas längeren Rückenflosse erkannt werden.