Reiterin steht neben einem Pferd auf der Weide
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Das Pferd: Freizeit- und Sportpartner

Das Hauspferd wurde vor mehreren tausend Jahren für die Nutzung als Zug- und Reittier domestiziert.

Heute werden Pferde überwiegend als Sport- und Freizeitpartner gehalten. Im Zuge dieser Entwicklung sind die artspezifischen Verhaltensweisen des Pferdes als Herden- und Fluchttier und die daraus resultierenden Bedürfnisse allerdings weitgehend unverändert geblieben.

Sozialverhalten

Pferde sind in Gruppen lebende Tiere, für die soziale Kontakte zu Artgenossen unerlässlich sind. Das Halten eines einzelnen Pferdes ohne Artgenossen kann zu Problemen im Umgang und zu Verhaltensstörungen führen. Daher sollten die Kontaktmöglichkeiten zwischen den Pferden durch die Haltungsform und ihre konkrete Ausgestaltung nur so wenig wie möglich behindert werden.

Bewegungsverhalten

Unter natürlichen Bedingungen bewegen sich Pferde im Sozialverband bis zu 16 Stunden täglich im langsamen Schritt. Mangelnde Bewegung kann die Ursache von Verhaltensstörungen und von Schäden am Bewegungsapparat und an den Atemwegen sein. In allen Pferdehaltungen sollte entsprechend täglich für ausreichende, den physiologischen Anforderungen entsprechende Bewegung auf der Weide und/oder im Auslauf gesorgt werden.

Haltungsformen und -verfahren

Die Einzelhaltung in Innenboxen bietet eine sichere und praktische Unterbringung, reduziert jedoch insbesondere die Möglichkeit zu Sozialkontakten und das Bewegungsverhalten der betroffenen Pferde auf ein Minimum. Daher setzen sich in der Praxis zunehmend moderne Haltungsverfahren durch, die den Pferden

  • Beschäftigung durch Beobachtung des Haltungsumfeldes,
  • Kontakte zu Artgenossen sowie
  • Weidegang und/oder Auslauf

ermöglichen (z. B. Außenboxen mit angeschlossenem Auslauf, Offenstallhaltung).

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) begrüßt diese Entwicklung und bietet verschiedene Instrumente zu deren Unterstützung und Förderung an.

Tiergerechtheit

Das BMEL hat die seit 1992 bestehenden "Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten" im Jahr 2020 umfassend überarbeitet, um neuen Erkenntnissen aus Wissenschaft und Praxis über Grundbedürfnisse und essentielle Verhaltensmuster von Pferden Rechnung zu tragen. Es treibt damit den Tierschutz bei der Nutzung von Pferden voran.
Die geltenden Leitlinien wurden dabei insbesondere in folgenden Bereichen aktualisiert:

  • Haltungsbedingungen für Jungpferde im Rahmen der Ausbildung,
  • Mindestalter beim Ausbildungsbeginn,
  • Mindestalter beim Ersteinsatz in Wettbewerben oder ähnlichen Veranstaltungen,
  • Haltungsbedingungen im Rahmen von Wettbewerben oder ähnlichen Veranstaltungen,
  • Verbot der sogenannten Rollkur (Überbeugung des Genicks oder Halses).

Im April 2022 ist ein Projekt zur "Untersuchung der frühen Nutzung von Pferden und möglicher Maßnahmen zur Vermeidung einer Überforderung oder Überlastung (HorseWatch)" gestartet. Das Projekt wird vom BMEL gefördert und soll untersuchen, welchen Einfluss die Pferderasse und die Trainingsbedingungen, das Alter zu Beginn der Nutzung und das Haltungssystem auf Gesundheit, Verhalten und Wohlbefinden von sehr früh genutzten Pferden im Reit- und Rennsport haben.

Fazit

Pferde sind in Gruppen lebende Tiere, für die soziale Kontakte zu Artgenossen unerlässlich sind. Wo immer möglich, sollten Pferde daher in Gruppen mit ausreichend großem Auslauf gehalten werden. Die natürlichste Haltungsform ist die ganzjährige Weidehaltung.

Weitere Informationen

bmel.de: Tierschutz im Pferdesport: Leitlinien zu Umgang mit und Nutzung von Pferden unter Tierschutzgesichtspunkten