Stachelmäuse

Stachelmäuse unterscheiden sich in vielen Merkmalen von den bekannteren Farbmäusen. Äußerlich besonders auffällig sind die namensgebenden, leicht stacheligen Borstenhaare auf dem Rücken, die großen Ohren und die sehr langen Tasthaare. Ebenfalls bemerkenswert ist auch die Fortpflanzung, da Stachelmäuse fast vollentwickelte Jungtiere zur Welt bringen.

Stachelmäuse kommen mit etwa 15 Arten vom östlichen Mittelmeerraum und dem Nahen Osten bis ins südliche Afrika vor. Häufiger gehalten wird vor allem die Sinai- Stachelmaus (Acomys dimidiatus). Die Gold-Stachelmaus (A. russatus) und die dunkle Nil-Stachelmaus (A. cahirinus) sowie Zwergstachelmäuse (A. spinosissimus) werden seltener gehalten.

Geschlechtsunterschiede

Der Abstand zwischen Geschlechtsöffnung und After ist bei der männlichen Stachelmaus deutlich größer als beim Weibchen. Im Gegensatz zu Farbmäusen sind die Hoden bei Stachelmäusen eher klein.

Verhalten

Die genannten Arten bewohnen häufig trockene und steinige Gebiete. Daher sind sie äußerst geschickte Kletterer und können hervorragend springen. In der Natur sind Stachelmäuse eher dämmerungs- und nachtaktiv. In der Haltung zeigen sie – artabhängig – Aktivitätsphasen rund um die Uhr.

Viele Stachelmaus-Arten leben gesellig und lassen sich daher gut in Gruppen halten. Neben reinen Weibchengruppen ist auch die Haltung eines Männchens mit mehreren Weibchen oder eine Paarhaltung möglich. Um unerwünschten Nachwuchs zu vermeiden, sollte das Männchen kastriert werden. Männchen lassen sich nicht miteinander vergesellschaften. Junge Männchen müssen entsprechend vor Erreichen der Geschlechtsreife von der Gruppe getrennt werden. Für Anfänger ist die Haltung von zwei weiblichen Tieren (möglichst Wurfgeschwister) empfehlenswert.

Verhaltensgerechte Unterbringung

Da Stachelmäuse sehr agil sind und viel klettern und springen, ist für ihre Haltung viel Platz erforderlich. Für zwei Tiere eignet sich ein Nagerterrarium mit mindestens 0,5 m² Grundfläche (z.B. 100 x 50 cm) bei mind. 75 cm Höhe, wobei für jedes weitere erwachsene Tier die Grundfläche um 20 % vergrößert werden muss. Das Terrarium sollte an einer möglichst ruhigen Stelle ohne Zugluft und direkte Sonneneinstrahlung stehen. Die Temperatur sollte zwischen 22 bis 26 °C liegen, lokal auch gerne etwas höher. Stachelmäuse reagieren empfindlich auf zu niedrige Temperaturen sowie eine erhöhte Luftfeuchtigkeit.

Da Stachelmäuse kaum graben ist keine hohe Bodenschicht erforderlich. Die Einstreuhöhe sollte ungefähr 5 cm betragen; geeignet hierfür ist Kleintierstreu, aber auch Mulch und Sand. Die Einrichtung muss für die kletterfreudigen Tiere die ganze Höhe einbeziehen. Zur räumlichen Gestaltung des Nagerterrariums können Ebenen, Natursteine, Äste unterschiedlicher Dicke, getrocknete Gräser und vielfältige Versteckmöglichkeiten (Häuschen, Nester, Röhren und Platten aus Holz, Kork, Ton und anderen natürlichen Materialien) eingesetzt werden. Auch kleinere Mengen Heu oder Stroh können angeboten werden. Nur in einem gut strukturierten Gehege können die Stachelmäuse ihre Neugier ausleben und werden zum Bewegen angeregt. Zudem muss den Tieren regelmäßig Nagematerial, z.B. Äste von Obstbäumen, Weiden oder Birke, angeboten werden (keine Nadelhölzer!).

Futter- und Wassergefäße werden auf einer erhöhten Ebene standsicher angeboten. Schwere Einrichtungsgegenstände müssen untergrabsicher direkt auf der Bodenplatte aufgestellt werden.

Ein gut gesichertes Laufrad – mit einer geschlossenen Lauffläche und achsenseitig geschlossen – sowie ein Laufteller können den Tieren angeboten werden, ebenso ein Sandbad. 

Ernährung

Stachelmäuse sind Gemischtköstler. In der Natur ernähren sie sich von Sämereien, Körnern und Insekten. Da Stachelmäuse leicht zur Verfettung neigen, sollte als Hauptfutter eine Mischung aus fettarmen Kleinsaaten (z.B. Wellensittichfutter) gegeben werden. Ihren Eiweißbedarf können die Mäuse durch Gabe kleiner Mengen getrockneter Insekten oder Katzentrockenfutter decken. Zuckerarmes Frischfutter (z.B. Gemüse, Salate, Wiesenkräuter) muss täglich angeboten werden.

Das Frischfutter kann etwas erhöht auf einem Kletterast angebracht, direkt auf die Einstreu gelegt oder in einem separaten Futternapf angeboten werden, sollte aber nicht zusammen mit dem Trockenfutter in einen Napf gelegt werden.

Sauberes Trinkwasser muss ebenfalls stets zur Verfügung stehen. Ölsaaten und Nüsse dürfen nur vereinzelt in sehr kleiner Menge gegeben werden. Zucker- und fetthaltige Leckerlis, wie Obst, Joghurtdrops, Nagergebäck und Ähnliches sind nicht zu empfehlen.

Pflege

Futter- und Trinkwassergefäße müssen täglich gründlich gereinigt und ggf. desinfiziert werden. Stachelmäuse sind ansonsten wenig pflegeintensiv, da sie im Vergleich mit anderen Kleinsäugerarten nur wenig Urin absetzen.

Zu den weiteren täglichen Aufgaben zählt die Entfernung von verschmutzter Einstreu und nicht gefressenem Frischfutter. Die Einstreu sollte spätestens alle 2 Wochen ausgetauscht werden. Da sich Stachelmäuse stark über den Geruchssinn orientieren, kann nach der Reinigung ein kleiner Teil der alten Einstreu wieder zurückgegeben werden.

Der allgemeine Gesundheitszustand der Stachelmäuse muss täglich kontrolliert werden. Häufige Krankheitsanzeichen sind Abmagerung, verändertes Fress- und Trinkverhalten, Haut- und Fellveränderungen, Schnupfensymptome, Apathie, Durchfall sowie insbesondere Verletzungen/Veränderungen der Ohren und des Schwanzes. Bei Auffälligkeiten muss der Tierarzt hinzugezogen werden.

Eingewöhnung und Umgang

Stachelmäuse benötigen zur Eingewöhnung in den ersten Tagen in ihrer neuen Umgebung viel Ruhe. Gut eingewöhnt zeigen die Tiere ihr interessantes Verhalten, reagieren aber häufig scheu bei direktem Kontakt. Nur mit viel Geduld werden die Tiere so zutraulich, dass sie Leckerbissen aus der Hand nehmen. Wirklich zahm werden sie jedoch nicht und eignen sich daher nur zur Beobachtung.

Stachelmäuse sollten möglichst nicht mit der Hand gefangen werden, da die Gefahr groß ist, ihren empfindlichen Schwanz zu verletzen. Die empfindliche Schwanzhaut reist sehr leicht auf der gesamten Länge ab. Auch die Haut ist an vielen Stellen des Körpers sehr dünn und kann leicht verletzt werden. Zudem können die Tiere beherzt zubeißen. Am einfachsten treibt man die Tiere vorsichtig in eine einseitig verschlossene Röhre oder einen Transportbehälter.

Besonderheiten

Innerhalb einer Familiengruppe verhalten sich insbesondere die weiblichen Stachelmäuse sehr sozial. Der für Mäuse ungewöhnlich weit entwickelte Nachwuchs (Nestflüchter) kommt mit der Unterstützung anderer, als Hebammen agierender Weibchen zur Welt und erkundet – mit Fell und geöffneten Augen ausgestattet – bereits in den ersten Lebenstagen die Umgebung des Nests.